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Gefahr durch Straffung der Geldpolitik


Zusammenfassung


Als Quantitative easing (QE) bezeichnet man die lockere Geldpolitik der Zentralbanken, hier wird Geld in den Markt gepumpt.


Quantitative tightening (QT) entspricht dem Verkleinern der Bilanz durch Anleihenverkäufe, wodurch Geld aus dem Markt genommen wird.


Bis Ende 2023 soll die Bilanz der G4 (USA, Europa, Japan, GB) Banken durch QT um 4 Billionen USD sinken.


QT hat einen ähnlichen Einfluss auf die Wirtschaft wie Zinserhöhungen, 100 Mrd. USD entsprechen einer Erhöhung um ca. 0,12 %.


Sinkende Liquidität, steigende Kreditkosten und höhere Abzinsungen sind die Folge.


Abbilldung 1, pixabay.com


Quantitative easing (QE) oder Quantitative Lockerung ist eine Form der Geldpolitik, bei der eine Zentralbank Staatsanleihen und andere Vermögenswerte vom offenen Markt kauft. Um Zinsen zu senken und die Geldmenge zu erhöhen.


2008 setzten die Zentralbanken Fed (USA), BoE (England) und EZB (Europa) QE als Reaktion auf die globale Finanzkrise ein. Ziel war ein Ankurbeln der Wirtschaft durch sinkende Zinssätze und die Erhöhung der Geldmengen. Beides fördert die Kreditvergabe und damit Ausgaben, Investitionen und andere Aktivitäten, die das Wachstum ankurbeln.


Im Jahr 2020 wurde QE als Reaktion auf die Pandemie erneut eingesetzt, diesmal in noch größerem Umfang. Innerhalb von zwei Jahren kaufte die Fed etwa 3,3 Mrd. USD an US-Staatsanleihen und 1,3 Mrd. USD an hypothekenbesicherten Wertpapieren zurück.


Ab März 2022 besaß die US-Zentralbank damit ein Viertel aller ausstehenden Staatsanleihen und ein Drittel der hypothekenbesicherten Wertpapiere. Die EZB, BoE und BoJ (Japan) besitzen jeweils knapp 40 % der Staatsanleihen. Zwischen 2020 und 2022 pumpten Zentralbanken weltweit rund 12 Milliarden USD in das Finanzsystem.


Aufgrund der steigenden Inflation mussten die Zentralbanken beginnen, ihre QE-Programme rückgängig zu machen bzw. ihre Bilanzen durch Anleiheverkäufe verkleinern was dem quantitative tightening (QT) oder zu Deutsch: der quantitativen Verschärfung entspricht.



Wie groß wird dieses QT sein?


Morgan Stanley schätzt, dass die kombinierten Bilanzen der G4 Banken (Fed, BoE, EZB und BoJ) bis Ende 2023 um etwa 4 Billionen. USD schrumpfen werden.



Die Bilanz der G4 Banken dürfte schrumpfen, in Billionen USD, Financial Times


Das Problem: QT wurde noch nie ernsthaft von mehreren großen Zentralbanken gleichzeitig getestet. 2018 begann die Fed ihre Bilanz in einem langsamen und vorhersehbaren Tempo zu verkürzen. Insgesamt schrumpften die Bilanzen der G4 Banken um rund 0,8 Milliarden USD. Janet Yellen witzelte damals, dass der Vorgang so ereignislos verlaufen würde, wie: „der Farbe beim Trocknen zuzusehen“. Zwei Jahre später musste der Prozess abgebrochen werden, als bemerkt wurde, dass die Fed zu viel Geld aus dem System gezogen hatte.


Die Fed plant, ihre Bilanz um 95 Mrd. USD pro Monat zu schrumpfen – doppelt so schnell wie der Rückkauf 2018.



Die Auswirkungen von QT?


1. Die globale Liquidität wird abnehmen


Marktliquidität


Die Geldmenge im globalen Finanzsystem, auf die Anleger zugreifen können. Schließt man sich der Ansicht der Investmentgesellschaft CrossBorder Capital an, führt eine Verringerung der Marktliquidität zu einem Kursverfall von Finanzanlagen. Das liegt auf der Hand: Je weniger Geld im System schwimmt, desto weniger sind Investoren in der Lage, Finanzanlagen zu kaufen.


Liquidität einzelner Vermögenswerte


Die Leichtigkeit, mit welcher Anleger Vermögenswerte kaufen und verkaufen können, ohne dass die Kurse abrutschen. Das dürfte besonders die Rentenmärkte verschlechtern, die plötzlich mit einem enormen Anstieg des Angebots zu kämpfen haben. Das kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Laut einem Bloomberg-Index war die Liquidität am Treasury-Markt in den letzten Wochen auf dem niedrigsten Stand seit März 2020.


2. Die Kreditkosten werden steigen


QT hat eine ähnliche Wirkung wie das Erhöhen der Zinssätze, wodurch die Kreditkosten in die Höhe getrieben werden. So hat laut einem Analysten der Société Générale jede Reduzierung der Fed-Bilanz um 100 Mrd. USD einer Zinserhöhung um 0,12 % zufolge, wobei sich die Auswirkungen verstärken, wenn die Bilanz weiter schrumpft. Höhere Kreditkosten dämpfen Ausgaben und Investitionen, was zu einem geringeren Wirtschaftswachstum führt.


Die Auswirkungen von QT auf die Kreditkosten werden sich auch auf den Hypothekenmarkt ausweiten. Die Fed besitzt ca. ein Drittel aller ausstehenden hypothekenbesicherten Wertpapiere, die Auslagerung dieser Wertpapiere wird indirekt zu höheren Hypothekenzinsen und einer Verlangsamung des Immobilienmarktes führen.


Ein Rückgang der Immobilienpreise verringert den Wohlstand und führt zu einem Rückgang der Verbraucherausgaben. Ein Einbruch im Immobilienbau würde das Wachstum direkt treffen, weil viele Unternehmen keine Dienstleistung mehr erbringen und die Banken weniger Kredite vergeben können.


3. Risiken sollten besser eingepreist werden


Als die Zentralbanken QE nutzten, um die Anleiherenditen zu senken, wurden die Fondsmanager dazu gedrängt, immer größere Risiken einzugehen, um Renditen zu erzielen. Es ist kein Wunder, dass die lockere Geldpolitik dazu beigetragen hat, riesige Rallyes in riskanteren Ecken des Marktes anzuheizen, von Krypto bis hin zu Aktien spekulativer und unrentabler Unternehmen. Nun ist die Frage, ob QT das Umkehren wird und Anleger dazu bringt, vorsichtiger zu sein.




- Patrick




Quellen


https://www.ft.com/content/c3bad291-1d8c-4cba-a71e-8850fe4f6c2b

https://www.morganstanley.com/ideas/fed-rate-hike-quantitative-tightening

https://www.asiafinancial.com/central-banks-prepare-for-first-ever-global-asset-cull

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