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Wer oder Was ist eigentlich diese Makroökonomie?

Zusammenfassung


In der Makroökonomie spielt alles zusammen und alles hängt von allem ab. Ein Beispiel dafür ist der Schmetterlingseffekt, bei dem es um die Unvorhersehbarkeit langfristiger Auswirkungen geht. Edward N. Lorenz stellte sich die Frage: „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“


Und genau so komplex kann auch die Makroökonomie sein. Wird weniger Öl produziert, steigt der Ölpreis. Wenn dieser steigt, steigen die Produktionskosten von sehr vielen Produkten, was sich wiederrum auf steigende Verbraucherpreise auswirkt.


Auch wenn wir uns in der Finanzwelt bewegen, kann das Wetter einen sehr großen Einfluss auf die Lebensmittelpreise haben. Durch Dürren oder Überschwemmungen in den jeweiligen Anbaugebieten, kann die Ernte schlechter ausfallen, wodurch die Preise steigen.


Unser neuester Beitrag auf Instagram betrachtet mögliche meteorologische Ereignisse, die einen Einfluss auf die Energiekosten haben könnten. Die aktuelle Schneemenge auf der Nordhalbkugel ist so hoch wie seit 56 Jahren nicht mehr. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit eines kalten Winters in Nordamerika und Europa. Als Resultat würden Öl- und Gasverbrauch steigen, wodurch die Preise weiter steigen könnten.


Genauso haben Zinsanpassungen eine weitreichende Auswirkung. Niedrige Zinsen treiben das Wirtschaftswachstum an, hohe Zinsen bremsen es eher ein.


Die Makroökonomie beschreibt das Funktionieren einzelner Branchen und das Verhalten einzelner Entscheidungseinheiten wie z. B.:

  • Haushalte

  • Unternehmen

  • Regierungen

  • Finanzinstitute


Die Mikroökonomie befasst sich mit den einzelnen Entscheidungen dieser jeweiligen Einheiten und die Makroökonomie mit der Summe dieser Einzelentscheidungen. Somit bezieht sich das Verhalten der Makroökonomie auf das Verhalten aller Haushalte, Unternehmen, Regierungen und Finanzinstitute zusammen.


Für einen besseren Überblick unterteilen wir mal die folgenden Märkte: Waren-, Arbeits-, Devisen- und Geldmarkt.


Warenmarkt


Einzelne Haushalte, wie du und ich, sowie der Staat kaufen Waren und Dienstleistungen von Unternehmen auf dem Waren- und Dienstleistungsmarkt. Das Verhältnis zwischen Warenangebot und Warennachfrage bestimmt dabei den Preis. Anfang 2020 gab es z. B. zu wenige Laptops und Computerchips, aus diesem Grund stiegen die Preise. Aktuell ist die Nachfrage nach diesen Gütern gering, wodurch sich die Lagerbestände der Chipunternehmen erhöhen, was die Preise sinken lässt. Je mehr Waren verkauft und gekauft werden, umso höher auch das BIP.


Arbeitsmarkt


In den Industrieländern sind Unternehmen die mit Abstand größten Arbeitgeber. Einzelpersonen müssen entscheiden, ob sie ins Erwerbsleben eintreten und wie viele Stunden sie arbeiten wollen/müssen. Während von Regierungen eine sehr niedrige Arbeitslosenquote als gut angesehen wird, da diese die Beliebtheit steigert, sehen Zentralbanken eine zu niedrige Arbeitslosigkeit, so wie im aktuellen Fall, als Problem an. Grund dafür ist das Angebot/Nachfrage-Verhältnis. Gibt es wenig freie Arbeitskräfte, so müssen Unternehmen mehr bezahlen, um neue Mitarbeiter zu bekommen. Unternehmen haben dann zwei Möglichkeiten die höheren Kosten abzufedern. Entweder werden die Preise erhöht, was die Inflation antreibt, oder die Margen des Unternehmens schmälern sich, wodurch die Bewertung des Unternehmens sinkt.

Die daraus resultierende Lohn-Preis-Spirale setzt sich fort, denn wenn durch die Inflation alles teurer wird, wollen Mitarbeiter mehr Gehalt, wodurch sich wiederrum die Preise erhöhen …


Devisenmarkt


Dieser Markt wird auch foreign exchange, Forex- oder FX-Markt genannt und bedeutet so viel wie Fremdwährungsmarkt. Dabei tauschen Menschen oder Banken ihre Landeswährung gegen die Währung eines anderen Landes. Solche Transaktionen werden dann benötigt, wenn Haushalte, Firmen oder der Staat etwas vom Rest der Welt erwerben möchte. Ebenso können Zentralbanken Devisen verkaufen und kaufen, um ihre eigene Währung zu beeinflussen.


Ein kleines Beispiel:


Wenn ich für 1000 Euro 1000 USD erhalte liegt der Wechselkurs EUR/USD (also Euro dividiert durch USD) bei 1,0. Wenn der Euro nun im Vergleich zum USD um 20 % sinkt, liegt der Wechselkurs nur mehr bei 0,8. Ich müsste somit für einen Fernseher, der in den USA 1000 USD kostet, 1250 Euro ausgeben. Da ich aber meine Währungsreserven von 1000 USD habe, könnte ich entweder gleich in USD bezahlen oder, wenn ich den Fernseher doch nicht kaufen möchte, das Geld umtauschen und erhalte dafür 1250 €. Und das, obwohl ich am Anfang für 1000 USD nur 1000 Euro bezahlt habe.


Auf dieselbe Art machen es Zentralbanken. In der Regel halten Zentralbanken USD da diese Währung als sehr sicher gilt und in Zeiten, wenn die eigene Währung schwach ist, können die USD umgetauscht werden.


Geldmarkt


Haushalte, Privatpersonen und Unternehmen kaufen Aktien und Anleihen von Unternehmen. Dadurch stellen diese Einheiten dem Markt Mittel zur Verfügung, in der Erwartung, zusätzliche Zinsen zu bekommen.


Firmen nehmen Kredite auf, gehen an die Börse oder vergeben Anleihen, um an Geld zu kommen mit dem dann neue Anlagen gebaut, oder andere Investitionen getätigt werden, in der Hoffnung in Zukunft mehr zu verdienen.


Der Begriff Makroökonomie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „großes Haus“,


Unterschiedliche Ansichten


Klassische Ökonomen glaubten, dass sich der Markt selbst korrigiert, doch während der großen Depression in den 1930er-Jahren blieb die Arbeitslosenquote in den meisten Ländern fast zehn Jahre lang sehr hoch.


Daraufhin wurde der Keynesianismus (auch Fiskalismus) von John Maynard Keynes begründet. Laut Keynes bestimmen nicht die klassische Modelle wie Preise und Löhne das Beschäftigungsniveau, sondern die Höhe der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen.


Die zentrale Idee besteht darin, dass der Staat antizyklisch zum Konjunkturzyklus in die Marktwirtschaft eingreifen soll, um wirtschaftliche Stabilität zu erzeugen.


Problem an der Sache, dieses antizyklische Handeln hat noch nie wirklich funktioniert.


Regierungen begannen zu glauben, sie könnten in ihre Volkswirtschaften eingreifen, um den Beschäftigungsgrad zu ändern oder gewünschte Produktionsmengen zu erreichen. Regierungen und Zentralbanken haben folgende Möglichkeiten und Hebel, um die Wirtschaft zu beeinflussen:

  • Steuern und Ausgaben

  • Zinssätze und die Beeinflussung der Geldmenge


Bruttoinlandsprodukt BIP oder GDP (Gross Domestic Product)


Das BIP ist der Marktwert aller Enderzeugnisse und Dienstleistungen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums innerhalb eines Landes hergestellt werden.


Das BIP setzt sich aus folgenden Punkten zusammen:


Investitionen: Von Firmen für Maschinen, Werkzeuge, Anlagen oder für neue Häuser, Gebäude sowie Bestandsveränderung von Unternehmen.


Verbrauch: Bestehen aus Gebrauchsgütern (Autos, Möbel), Verbrauchsgüter (Lebensmittel, Benzin) oder Entgelte für Dienstleistungen (Ausgaben für Ärzte, Rechtsanwälte oder Bildung).


Staatsausgaben: Bestehen aus Ausgaben nationaler und lokaler Regierungen für Endprodukte und Arbeitskräfte. Staatliche Transferleistungen wie Sozialleistungen, Stipendien oder Zinszahlungen auf Staatsschulden sind nicht enthalten.


Nettoexporte: Ergeben sich aus der Differenz von Exporten und Importen


Zusätzlich wird dann noch zwischen dem realen und nominalen BIP unterschieden: Das nominale BIP wird in aktueller Währung gemessen, das reale BIP ist inflationsbereinigt.


Im nächsten Chart sehen wir das GDP aus den USA, in rot das reale GDP und in blau das nominale GDP. Das reale GDP startet 1960 bei 3.205 Mrd. USD, liegt aktuell bei 20.040 Mrd. USD und ist somit fast 48-Mal so groß. Das nominale GDP startet 1960 bei 530 Mrd. USD, liegt aktuell bei 25.290 Mrd. USD und ist somit nur noch 6,1-Mal so groß.


Wo liegt nun der Unterschied?


Die rote Linie (reales GDP) ist eigentlich ziemlich linear, die blaue Linie (nominales GDP) ist viel mehr eine Kurve. Das liegt an der aufsummierten Wachstumsrate der Inflation (sozusagen der Zinseszins der Inflation).


Der Grund für die Betrachtung des realen und nominalen GDP liegt darin, dass das Wirtschaftswachstum besser verglichen werden kann, wenn Preisänderungen nicht berücksichtigt werden. Die Kosten eines Produktes zu erhöhen, ohne das Produkt zu verändern, würde das nominale GDP erhöhen. In Wirklichkeit beruht das Wachstum nur auf Preisinflation. Das Produkt bleibt gleich, also gibt es kein „echtes“ Wachstum. Das reale GDP entfernt den Einfluss der Inflation, sodass Ökonomen verschiedene Jahre direkt vergleichen und sagen können, wie stark die Wirtschaft wirklich gewachsen ist.


Hier noch der Vergleich des Gaspreises. Inflationsbereinigt war dieser 1980 und auch 2007 schon einmal sehr hoch.



Funktionsweise


In einer Wirtschaft ohne Regierung würden alle Einnahmen entweder für den Konsum ausgegeben oder gespart werden. Keynes argumentierte, dass die Höhe des Konsums direkt mit dem Einkommen zusammenhängt:


„Je höher Ihr Einkommen ist, desto höher ist wahrscheinlich Ihr Konsum. Menschen mit mehr Einkommen konsumieren tendenziell mehr als Menschen mit weniger Einkommen.“

Somit ergibt sich: Gespartes = Einkommen - Ausgaben


In Wirklichkeit ist das aber nicht ganz so, denn da gibt es ja noch die Regierung.


Diese kann die Makroökonomie über zwei Kanäle beeinflussen:

  • Fiskalpolitik: Beschreibt das Ausgaben- und Steuerverhalten der Regierung

  • Geldpolitik: Beschreibt das Verhalten der nationalen Zentralbank


Somit würde sich ergeben: Gespartes = Einkommen - Steuern - Ausgaben


Die eingehobenen Steuern fließen in den Staatshaushalt, aus dem die Ausgaben für das Gemeinwohl finanziert werden, wie z. B. Infrastruktur, Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser, Kindergeld, Arbeitslosengeld …


Subventionierungen der Regierung erhöhen das GDP um mehr als nur den Investitionsbetrag, das liegt z. B. daran, dass ein Unternehmen 25 Mio. USD in den Ausbau investieren muss um 5 Mio. USD an Fördergelder zu bekommen. Als Resultat werden 30 Mio. USD in das Wachstum investiert, obwohl die Regierung nur 5 Mio. USD dazu beigetragen hat (dahinter steht der s. g. Multiplikatoreffekt).


Benötigt ein Staat Geld kann er dieses auch durch die Ausgabe von Staatsanleihen (government bonds) zu einem festgelegten Zinssatz einholen.


So lag der Zinssatz von griechische Staatsanleihen im Februar 2012 bei fast 30 %, denn hohes Risiko erhöht die Möglichkeit auf hohe Rendite.


Geldmenge und die Zentralbank


Oft hört man davon, dass die Zentralbank die im Umlauf befindliche Geldmenge verringern will, um die Inflation zu bekämpfen. Dabei fallen auch des Öfteren Wörter wie M0, M1 oder M2.


M0 entspricht der monetären Basis welche sich aus der Währung + den Währungsreserven zusammensetzt. Dazu zählen alle im Umlauf befindlichen Währungen (Münzen und Banknoten) zuzüglich der Reserven, die private Banken bei der Zentralbank halten.


M1 entspricht dem Bargeldumlauf aus Transaktionsgeld (welches täglich von Konten abgehoben werden kann) welches sich aus der Währung + Sichteinlagen wie Tagesgeld zusammensetzt.


M2 entspricht M1 + Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu drei Monaten.


M3 entspricht M2 + Anteile an Geldmarktfonds, Geldmarktpapieren und Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren.



Zentralbanken


Ziel der Zentralbank ist die Wahrung der Stabilität der Währung, dazu zählt:

  • Vermeidung von Geldwertschwankungen

  • Die Kaufkraft der eigenen Währung zu gewährleisten

Dieses Ziel gilt als erreicht, wenn die Inflation bei 2 % pro Jahr liegt.


Nebenziele der Zentralbanken sind u. a.

  • Ein stetiges Wirtschaftswachstum

  • Eine hohe Beschäftigung bzw. geringe Arbeitslosigkeit

Diese Ziele werden über den Leitzins beeinflusst.


Eine steigende Arbeitslosigkeit ist gut für die aktuelle Wirtschaftliche Lage, so steigen z. B. die Indizes, wenn die Arbeitslosigkeit höher ausfällt als erwartet und umgekehrt.


Wenn die Zinsen steigen, werden Kredite für Banken teurer, wodurch weniger Kredite abgeschlossen werden. Konsum und Investitionen sinken! Gleichzeitig sinkt die Geldmenge am Markt, was wiederum ein sinkendes Preisniveau bewirkt, die Inflation sinkt!


Wenn die Zinsen sinken, werden Kredite für Banken billiger, wodurch mehr Kredite abgeschlossen werden. Konsum und Investitionen steigen! Gleichzeitig steigt die Geldmenge am Markt, was wiederum ein steigendes Preisniveau bewirkt, die Inflation steigt!


Dies war nur ein kleiner Einblick in die komplexe und umfangreiche Welt der Makroökonomie. Es ist nicht möglich alle Variablen und Einflussfaktoren zu berücksichtigen, dafür gibt es ganz einfach zu viele und der Verlauf der einzelnen Variablen ist ebenfalls nicht vorhersehbar. Allerdings kann ein grober Überblick dabei helfen zu verstehen, warum etwas so passiert wie es passiert.

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